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4. April 2024Mehr Barrierefreiheit fürs Schwimmbad
7. April 2024Großes Interesse beim dritten Stammtisch –
Präventionsbeauftragter des Polizeireviers Wiesloch klärte
über Enkeltrick & Co auf
Nichts, was es nicht gibt, so Engelhardt. Die Kriminellen
sind schlau und passen sich den Gegebenheiten an, aber
immer mit dem Ziel in die Wohnung ihres Opfers zu
gelangen (Haustürgeschäft) und schließlich an das Hab und
Gut des ausgewählten Opfers zu gelangen. Ob Schockanruf
(falscher Polizeibeamter ruft an und verlangt eine Kaution),
Zustellung eines hochwertigen Pakets (Vorauslage von Geld
für die anschließende Zustellung des Pakets), Online-Daten
ausspionieren (Phishing), Glas Wasser-Trick (Gauner bittet
um ein Glas Wasser), Toiletten-Trick (Gauner bittet die
Toilette benutzen zu dürfen), Zettel-Trick (Gauner bittet um
einen Zettel, um eine wichtige Nachricht beim Nachbarn zu
hinterlassen), Blumenstrauß-Trick (Gauner möchte dem
Nachbarn einen Blumenstrauß da lassen und bittet um eine
Vase mit Wasser), falscher Handwerker/Amtsperson oder
das Angebot für eine Energiesanierung an der Haustür, das
Portfolio der Nepper, Schlepper und Bauernfänger ist
unerschöpflich. Zu einem Schmunzeln bei den Gästen
sorgte der Hinweis des Polizeibeamten, dass mittlerweile
auch vermehrt Heiratsschwindlerinnen ihr Unwesen
treiben. Bewusst betont auf das Feminine, denn die Frauen
stehen den Männer auch in diesem Segment in nichts nach.
Am Telefon ist wohl die bekannteste Masche der Gauner
der Enkeltrick. Vermehrt treten die Kleinkriminellen aber
auch als falsche Polizeibeamte auf. Neben diesen beiden
Methoden gibt es auch den Schockanruf, bei dem gezielt
auf die Anteilnahme und Hilfsbereitschaft des Opfers
gesetzt wird, um Geld zu ergaunern. Auch das
Gewinnversprechen am Telefon erfreut sich mittlerweile
großer gaunerischer Beliebtheit. Hier sollen die Opfer im
Voraus Geld überweisen, um dann den Gewinn
‚freizuschalten‘. Auch per Handy werden potentielle Opfer
auf WhatsApp gelockt, um dort betrogen zu werden
(Messenger-Betrug). Die Heiratsschwindlerinnen bewegen
sich zunehmend auf Datingplattformen und halten dort
nach ihren zukünftigen Opfern Ausschau.
Nachdem Jürgen Engelhardt über die zahlreichen Maschen
und Tricks der Kriminellen berichtet hat, zeigte er
präventive Wege und Handlungen auf, die zielführend sind,
um nicht zum Geschädigten zu werden. Seine Tipps für
Gefahren an der Haustür: Niemanden, den man nicht
kennt, in die Wohnung lassen. Falls vorhanden, vor Öffnen
der Tür, durch den Türspion schauen oder das Fenster
benutzen. Bei vorgelegter Türsperre (falls vorhanden) die
Türe öffnen. Sollte diese noch nicht vorhanden sein, sollte
durch die Türe gesprochen werden. Bei vermeintlichen
Amtspersonen immer den Dienstausweis zeigen und vor
allem aushändigen lassen, um diesen näher in Augenschein
zu nehmen (zum Beispiel: der polizeiliche Dienstausweis
hat auf der Vorderseite ein Lichtbild samt Name, Vorname
und Dienstgrad, auf der Rückseite sind u.a. das
Polizeipräsidium und ein fälschungssicheres Hologramm
eingearbeitet). Bei geringstem Zweifel sollte die
Dienststelle angerufen werden, um die Amtsperson zu
verifizieren. Handwerker sollten nur dann in die Wohnung
gelassen werden, die man auch selbst bestellt hat. Bei
einem Mehrfamilienhaus sollte bei Bedenken die
Hausverwaltung angerufen werden. Auch bei vermeintlich
dringenden Notfällen wie Rohrbrüchen sollte man als Mieter
Ruhe bewahren und erstmal die Hausverwaltung und die
Stadtwerke kontaktieren, um zu erfragen, ob tatsächlich ein
Rohrbruch vorliegt und gemeldet wurde. Bei allem
Vorgehen sollte man die Besucher vor der verschlossenen
Tür stehen lassen. Jürgen Engelhardt sagte trotz allem
Bösen, was draußen vor der Tür lauert, dass man seine
eigene Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft durchaus
behalten soll, aber bei der Hilfe, die man jemanden zugute
kommen lassen möchte, sollte man das Heft des Handelns
in der Hand halten, was heißen soll, dass man Herr über
das Geschehen ist und bleibt. So schließt man zum Beispiel
eigenständig die Wohnungstür und überlasst das Schließen
nicht dem Besucher. Eine gesunde Skepsis ist das Mittel der
Wahl. So auch bei Vertragsabschlüssen an der Haustür. Bei
einem Auftragswert über 40 Euro hat man ein
zweiwöchiges Rücktrittsrecht, darunter nicht. Da ist das
Geld unwiederbringlich weg. Vorsichtig ist auch geboten bei
Transaktionen in das (europäische) Ausland, denn auch hier
ist das Geld unwiederbringlich weg. Die ausländischen
Behörden kooperieren mit den deutschen
(Verfolgungs-)Behörden nicht. Auf Amtshilfe darf man hier
nicht hoffen.
Bei Telefonbetrügereien gilt es ebenfalls hellhörig zu sein.
Am Telefon sollten nie Zusagen gemacht werden. Vorsicht
ist geboten, wenn auf dem Telefondisplay ausländische und
Sondernummern wie 0900 oder 0180 oder 0137 angezeigt
werden. Am Telefon sollten auch keine sensible Daten wie
Bankverbindung usw. übermittelt werden. Hilfreich könnte
auch sein, sich aus dem Telefonbuch austragen zu lassen.
Denn hier schauen auch gezielt die Nepper nach und
suchen gezielt nach älteren Personennamen. Gegen Ende
seines Vortrags überreichte Jürgen Engelhardt
Informationsbroschüren an die Stammtischgäste und
verwies auch auf die Internetseite www.polizei-beratung.de,
auf der sehr hilfreiche Informationen zur Prävention von
Trickbetrug zusammengefasst sind. Bevor er sich
verabschiedete, gab er den Anwesenden folgendes mit auf
den Weg: Egal, was ist und kommt, die Polizei ist immer an
ihrer Seite und hilft. Lieber einmal mehr als zu wenig bei
der Polizei melden.
Dass dies die Stammtischgäste beherzigen wollen, zeigten
das Kopfnicken sowie das beherzte ,Ja, das machen wir‘
von nahezu allen Gästen. Damit zukünftig den Kriminellen
der Nährboden ihres kriminellen Handelns entzogen wird.